Vom Späti ins Leben – mein Weg
24 Jahre lang habe ich, Christian, meinen Späti geführt – und keine Party ausgelassen. Ich war „Abfüller“, Gastgeber und Konsument zugleich. Der Alkohol war allgegenwärtig, bis ich irgendwann merkte: Nicht ich hatte die Kontrolle, sondern das Suchtmittel über mich. Selbstbestimmtheit war so nicht mehr möglich, obwohl ich nach außen hin gefühlt perfekt funktioniert habe.
Eines Tages kam ich über meinen Hausarzt zu Dr. Dr. Siegfried Fritzsche. Er sprach eine klare Wahrheit aus: Für mich kommt nur Abstinenz in Frage. Zu viele Kontrollverluste, zu viele Blackouts – das Leben war längst nicht mehr so schön, wie es nach außen vielleicht wirkte. Die Höhen gab es, ja – aber die Tiefen waren tiefer. Stimmungsschwankungen, Unausgeglichenheit, das Gefühl, sich selbst zu verlieren.
Siegfried schickte mich in die Gruppe. Mein erster Gedanke: „Was soll ich hier?“ Doch mit der Zeit erkannte ich den Wert des Austauschs. Dinge begannen sich zu verändern – in meiner Sichtweise und in meinem Leben.
Dann kam der Moment, den man vielleicht Schicksal nennen kann: Der damalige Gruppenleiter, der mittlerweile leider verstorben ist, schlug mich als möglichen Nachfolger vor. Ausgerechnet ich. Heute weiß ich: Genau das war der richtige Weg.
Was als persönliche Rettung begann, führte mich in eine neue Rolle: Zuerst als Gruppenleiter, später – mit Unterstützung unseres Vereinsvorsitzenden – als Büroleiter, Berater und Betreuer bei Begegnung e.V. Gemeinsam treiben wir seitdem Veränderungen an: eine modernisierte Satzung, neue Strukturen, klare Angebote. Unser Ziel ist es, den Verein weiter nach vorne zu bringen und noch mehr Menschen zu erreichen.
Für mich ist das eine sinnstiftende Aufgabe. Ich helfe nicht nur mir selbst, sondern begleite nun andere Menschen auf ihrem Weg. Diese Arbeit erfüllt mich – weil sie echt ist, weil sie Sinn hat und weil ich hier genau da angekommen bin, wo ich hingehöre.